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Forum für Analytische Psychologie und Lebenskultur
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Heft Nr. 51 • April 2024 • SCHWERPUNKT: Digitale Welten

Heft 51
Heft 41 xs
 
Inhalt (Auszug):
Ernst Peter Fischer Die Welt in deiner Hand - Smartphones in der Schule und im Alltag
Bernhard Pörksen Die redaktionelle Gesellschaft - Publizistische Verantwortung in Zeiten von Fake-News – eine konkrete Utopie
Robert Harsieber Sein oder nicht-Sein - Die binäre/duale Matrix der Welt und des Menschen
Günter Hammerstein „Bevor Himmel und Erde waren“ - Analytische Psychologie begegnet chinesischer Philosophie
Hans Dieter Knoll Schöne digitale Welt
Tina Neumeier Von der Faszination, anderen beim Computerspielen zuzusehen
Margarete Leibig Spiritualität in digitalen Zeiten
Volker Münch Angriffe auf die Seele – Der digitale Wandel und die Folgen - Betrachtungen eines Psychotherapeuten
Bernd Gramich Dr. Google und die Psychotherapie – Auswirkungen der Digitalen Welt auf Psychotherapie und Beziehung
Gidon Horowitz Alles machbar? Algorithmen und ihre Bedeutung im Märchen
Christian Gürtler The Imitation Game – ChatGPT als Emotionsimitationsmaschine
Alfred Messmann Der Geist der Tiefe – Die Künstlerin Kae Tempest wird durch das Rote Buch von C. G. Jung inspiriert
FÜR SIE GESEHEN
Dieter Volk „Ich bin dein Mensch“
Ein Film von Maria Schrader (2021)
 
Liebe Leserinnen und Leser,

in Bezug auf die zentralen Themen in diesem Heft stoßen wir auf eine merkwürdige Ambivalenz der jungianischen Gemeinschaft. Einerseits interessieren wir uns schon immer für virtuelle Welten in Form von Erzählungen, Mythen, Religionen, Märchen, Utopien, Fantasien, Träumen und Symbolen. Gleichzeitig sind wir oft skeptisch und kritisch bezüglich der Geschichten und Fantasien, die uns durch die populären Medien des Filmes und vor allem des Fernsehens entgegentreten. Noch zurückhaltender begegnen wir Computerspielen – obwohl es da seit Jahrzehnten von Abenteuern, Helden und Heldinnenreisen, Drachenkämpfen, Goldschätzen, Zauberern, Rätseln und Göttern nur so wimmelt. Könnte es einen besseren Beweis für die Wirksamkeit archetypischer Motive geben als das, was sich da in den unendlichen virtuellen Weiten der modernen Medien, insbesondere des Internets tut? Gab es je eine Zeit, in der sich das kollektive Unbewusste in seiner Fülle und Weite, mit seinen dunklen und hellen, seinen regressiven und progressiven Seiten so direkt offenbart hat wie in den letzten Jahren? Und wäre es nicht gerade unsere Aufgabe, uns mit den damit verbundenen Gefahren und Möglichkeiten auseinanderzusetzen?
 
Aber diese Aufgabe ist wohl zu groß, und die Entwicklung überschlägt sich gerade, so dass wir Älteren gar nicht mehr folgen können. So mischt sich jetzt auch noch die Entwicklung künstlicher Intelligenz bzw. beeindruckende Anwendung der KI (künstliche Intelligenz) mit Macht in das ganze Geschehen ein. Die Vorstellung, menschliche Intelligenz nachbilden und nutzen zu können, fasziniert Menschen zwar schon lange, aber beunruhigt uns auch sehr. Was ist, wenn die KI sich bald in allen Bereichen als klüger und auch weiser als wir Menschen herausstellt, ja wenn wir abhängig von ihr werden und unser Lebensalltag von ihr kontrolliert wird? Wir beruhigen uns damit, dass wir sagen, die KI denke gar nicht selber, sondern imitiere Denkprozesse nur. Sie habe auch keine Emotionen, keine Empathie und sei nicht schöpferisch. Aber so gute Denker und so schöpferische Menschen sind wir meist doch auch gar nicht, wir reagieren doch häufig auch nur sehr gewohnheitsmäßig, automatisch und vorurteilshaft. Die Furcht vor der KI scheint in vielerlei Hinsicht berechtigt.
 
Und es kommt noch schlimmer: Durch die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen in den Kognitionswissenschaften (Psychologie, Neurowissenschaft, Informatik/künstliche Intelligenz, Linguistik und Philosophie) wird immer deutlicher, dass unser Gehirn wie auch unser gesamter Organismus mit seinem Zentralnervensystem durchaus viele Parallelen mit der Informationsverarbeitung bei Computern und Robotern aufweist. Unser Gehirn schafft die unglaubliche Zahl von Billionen Rechenoperationen pro Sekunde aus denen es alles hervorzaubert, was wir von uns und der Welt kennen (wobei heute klar ist, dass die unbewussten Anteile weitaus mehr dazu beitragen, als die bewussten.) Ja, noch scheinen wir in mancherlei Hinsicht höherstufigere und komplexere Systeme als unsere technischen Epigonen zu sein. Aber wie lange noch? Die ersten Quantencomputer mit einer höheren parallelen Verarbeitungsleistung als alle bisher bekannten Computer warten bereits auf ihren Einsatz. Die Implantation von Microchips in Gehirn und Körper wird zu einem völlig neuen Menschen führen.
Wie in Pandoras Büchse verbleibt uns immerhin die Hoffnung, dass mit der Gefahr auch das Rettende wächst (Hölderlin). Und – wer weiß – vielleicht kommt die Rettung sogar von der KI, die unsere Situation ohne Angst, ohne Gefühle und Mitgefühl, sachlich, besonnen, rational bewerten und beantworten kann.
 
Herzliche Grüße und Wünsche von Anette und Lutz Müller und dem ganzen Team des Jung-Journals
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